Einen Apfel zum Patrozinium
Die Kirchengemeinde St. Martinus Bierlingen hat am Sonntag, 10.11., ihr Patrozinium gefeiert. Im Festgottesdienst am Morgen stand das Gemälde „Die Macht von Gott durch den heiligen Sankt Martin“ des Eritreischen Künstlers Mulugeta Tekle im Fokus.
Das 2,50 x 1,90 Meter große Gemälde, das aus vier Teilstücken besteht, brachte Farbe in den Altarraum der Bierlinger Kirche. Auf dem Bild ist der Heilige Martin zu sehen wie er einem Bootsflüchtling einen Apfel reicht. Mulugeta Tekle, der inzwischen in Balingen lebt und extra zum Gottesdienst nach Bierlingen kam, erzählte, wie es dazu kam.
In einfachen, sehr berührenden Worten schilderte er seine eigene Flucht aus Eritrea über den Sudan nach Libyen, und von dort auf einem überfüllten Boot über das Mittelmeer. Gott sei Dank wurden sie nach Tagen auf dem Meer, in denen sie Hunger und Durst litten und der Verzweiflung nahe waren, von einem Rettungsboot aufgenommen. Die Matrosen des Bootes gaben den flüchtenden Menschen je einen Apfel. Diese einfache Frucht war für Mulugeta Tekle nicht nur ein Hunger- und Durststiller, sie gab ihm Kraft und Zuversicht. Das Leben würde weitergehen.
Diese Erfahrung hat er mit Farben auf die Leinwand gebracht. Hier ist es der heilige Martin, der dem Mann im Boot den Apfel anbietet. Über Martin hängen drei Äpfel an einem Baum – ein Symbol für den dreieinen Gott, der uns das Leben schenkt und es erhält.
Der „geteilte Apfel“ zog sich als Symbol durch den ganzen Gottesdienst. Die Kinder, die sich derzeit auf die Erstkommunion vorbereiten, brachten mit ihren Fürbitten jeweils einen Apfel zum Altar. Und nach dem Schlusssegen konnten alle Gottesdienstteilnehmer*innen sich aus einem Apfelkorb bedienen, der während des Gottesdienstes vor dem Bild stand. Der Apfel – ein einfaches Symbol, das die tätige Nächstenliebe des heiligen Martinus in neuer Weise deutlich macht.
Auf der rechten Hälfte des Gemäldes ist der Rottenburger Dom zu sehen, unter ihm ein weiteres Boot voller Menschen auf der Flucht. Dass die Stadt Rottenburg sich dem Bündnis „Sicherer Hafen“ angeschlossen hat, war für Tekle ein Grund, in die Bischofsstadt zu kommen. Hier wusste er, dass er für sich einen sicheren Hafen finden würde. In der Diözese Rottenburg-Stuttgart fand der orthodoxe Christ Unterstützer, die ihn nicht nur als Geflüchteten sahen, sondern ihn auch als Künstler wahr und ernst genommen haben.
Das Gemälde „Die Macht von Gott durch den heiligen Sankt Martin“ wurde von der Diözese gekauft und kann von Kirchengemeinden ausgeliehen werden. Die Ausleihe wird über die Martinusgemeinschaft koordiniert: www.martinuswege.de