Erste ökumenische Auslandsreise

Delegation der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und der Diözese Rottenburg-Stuttgart besuchte Tansania

Ökumenische Partnerschaften in Tansania waren das Ziel einer ökumenischen Delegation aus den beiden großen Kirchen in Württemberg, die gemeinsam acht Tage in Tansania unterwegs war. Die Idee zu dieser gemeinsamen Reise entstand beim Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr. Oberkirchenrat Prof. Dr. Ulrich Heckel von der Evangelischen Landeskirche in Württemberg und Domkapitular Msgr. Dr. Heinz Detlef Stäps von der Diözese Rottenburg-Stuttgart fassten gemeinsam den Plan, die guten Erfahrungen während des Jubiläums in einer gemeinsamen Reise fortzusetzen. Und da sie beide für die weltweiten Beziehungen ihrer Kirchen zuständig sind, entschieden sie sich für ein fernes Reiseziel und wählten Tansania, da dort die ökumenischen Beziehungen besonders stark ausgeprägt sind.

So trafen sie zunächst auf der ostafrikanischen Insel Zanzibar mit einem ökumenischen Rat aus sechs verschiedenen Kirchen zusammen. Dort wurde ihnen klar, dass in einer extremen Diaspora-Situation (97% der Bewohner auf Zanzibar sind Muslime) es besonders darum geht, dass die Christen mit einer Stimme sprechen und gegenüber der Regionalregierung ihre verfassungsmäßigen Rechte anmahnen. Dazu wäre die Anstellung eigener Anwälte hilfreich, doch dafür fehlen die nötigen Gelder. Ob dies in Zukunft ein ökumenisches Projekt sein könnte, wird sich in naher Zukunft zeigen. Ein prägendes Kennzeichen der Reise waren die gemeinsamen Besuche auch von evangelischen und katholischen Projekten, besonders von Schulen und Missionsprojekten.

Einen besonderen Schwerpunkt der Reise bildete der Besuch eines Flüchtlingscamps im Norden von Tansania. Dort erfuhren die Kirchenvertreter aus Württemberg, dass zur Zeit 335.000 Menschen vorwiegend aus Burundi, aber auch aus der Demokratischen Republik Kongo und aus Ruanda in drei Lagern nahe der Stadt Kibondo leben. Die Caritas der Diözese Kigoma unterhält in den Lagern insgesamt sieben Schulen, aber andere Kirchen kümmern sich um andere Grundbedürfnisse der Flüchtlinge, die wegen der anhaltend schlechten Lage in ihren Heimatländern wahrscheinlich für längere Zeit im Norden von Tansania bleiben müssen. Deshalb wurde mit Bischof Joseph Mlola von Kigoma überlegt, ob nicht ein ökumenisches Projekt zur Hilfe für die einheimische Bevölkerung, die selbstlos das Wenige, das sie selbst besaßen, mit den Flüchtlingen geteilt hatten und nun noch weniger zum Leben haben als zuvor, eine gute Gelegenheit für eine ökumenische Hilfe sein könnte.

Beeindruckt waren die Gäste aus Deutschland auch vom Kilimanjaro Christian Medical Center (KCMC), einer ökumenisch getragenen Klinik von internationalem Rang in Moshi. Hier machten sie sich ein Bild vom hohen medizinischen Standard, vom Engagement der Mitarbeiter und von der guten Atmosphäre in der onkologischen Abteilung. Trotz der guten Arbeit gibt es noch viele Dinge, die fehlen, besonders ein eigener Bettentrakt für die Patienten mit Krebserkrankungen und sowohl die Räume als auch die medizinischen Geräte für deren Bestrahlungen.

Am letzten Tag trafen sie Vertreter der Christian Social Services Commission (CSSC), einer weltweit wohl einzigartigen ökumenischen Organisation, in der sowohl die katholische Bischofskonferenz als auch des Christian Council of Tanzania (CCT) vertreten sind. Seit 1992 kümmern sich die verschiedenen Kirchen hier gemeinsam um Projekte auf lokaler Ebene und haben dafür viele internationale Partner, wie z. B. Brot für die Welt und Misereor an ihrer Seite. Gemeinsam entwickelten die ökumenischen Partner aus Tansania und aus Deutschland hier Perspektiven, um in Zukunft gemeinsame Projekte zur Unterstützung des sozialen Engagements der Kirchen zu beginnen.

Dar Es Salaam, 11.10.18
Domkapitular Dr. Heinz Detlef Stäps

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