Faire Gemeinde: Kakao, aber gerecht!

In Markgröningen streiken die Osterhasen für mehr Gerechtigkeit im Kakao-Anbau. Eine pfiffige Aktion der Fairen Gemeinde Heilig Geist.

Faire Gemeinde: Markgröningen setzt sich für mehr Gerechtigkeit im Kakaosektor ein. Foto: Bettina Krickl

Vor der Tür des etwas anderen Kleiderladens "Carima" in Markgröningen standen an diesem Samstag drei ungewöhnlich große Osterhasen und sorgten für Aufsehen: Sie forderten existenzsichernde Kakaopreise und faire Arbeitsbedingungen, ansonsten drohten sie mit Streik! In den riesigen Hasen-Kostümen steckten Aktive des Kleiderladens "Carima", der vom Ausschuss "Caritas-Soziales-Eine Welt" der Katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist Markgröningen mit initiiert wurde. Mit ihrem Protest machten sie öffenlichkeitswirksam auf die Mißstände im Kakaosektor aufmerksam, informierten über Fairen Handel und forderten ein Umsteuern von der Schokoladen-Industrie.

Die Oster-Aktion der bundesweiten Initiative INKOTA im Rahmen der Kampagne "Make Chocolate Fair" prangert unter anderem an, dass für den Kakao zur Herstellung unserer Schokolade immer noch zu wenig bezahlt wird. Denn: Die Mehrheit der Kakaobauernfamilien in Westafrika lebt nach wie vor deutlich unter der Armutsgrenze. Eine typische Kakaobauernfamilie in Ghana mit sechs Mitgliedern und bis zu vier Hektar Land verdient im Durchschnitt umgerechnet 191 US-Dollar im Monat. Existenzsichernd wäre hingegen ein Einkommen von rund 395 US-Dollar – also etwa doppelt so viel. Laut INKOTA sieht es in der Elfenbeinküste noch dramatischer aus: Hier müsste sich das Einkommen der Kakaobauernfamilien im Durchschnitt sogar fast verdreifachen, um existenzsichernd zu sein.  Rund 1,5 Millionen Kinder arbeiten zudem unter ausbeuterischen Bedingungen auf Kakaoplantagen in Ghana und der Elfenbeinküste – obwohl Schokoladenhersteller wie Mars und Nestlé schon 2001 versprochen hatten, die schlimmsten Formen der Kinderarbeit im Kakaoanbau zu beenden. Auf der Webseite kann eine Petition unterzeichnet werden, die ein Umsteuern der Konzerne fordert.

Die "Osterhasen" Bettina und Norbert Krickl von "Carima" und Elena Muguruza vom Dachverband Entwicklungspolitik in Baden-Württemberg (DEAB) waren mit der Resonanz auf ihre Aktion hoch zufrieden. Die ungewöhnliche Info-Veranstaltung ist außerdem ein Beitrag auf dem Weg zur Auszeichnung als "Faire Gemeinde": Um die Plakette zu erhalten, müssen beteiligte Kirchengemeinden jährlich ein Bildungsangebot machen. Heilig Geist in Markgröningen hat zum Jahresanfang die Selbstverpflichtung eingereicht und ist damit der Initiative Faire Gemeinde beigetreten.