Wer heute religiös ist, muss interreligiös sein

Father John Bakeni aus Nigeria ermutigt interreligiöse Anstrengungen in der Diözese

Seinen Glauben zu leben, bedeutet für Father John Bakeni, sich auf die Werte, Traditionen und Praktiken anderer Religionen einzulassen. Der nigerianische Geistliche spricht mit einer unglaublichen Ruhe von seinen Erlebnissen und Erfahrungen im Nordosten Nigerias, einem Gebiet, in dem die Terrormiliz Boko Haram („Westliche Bildung ist Sünde“) Menschen aller Religionen terrorisiert.  Die Diözese Maiduguri liegt im Norden des, mit 200 Millionen Einwohnern, bevölkerungsreichsten afrikanischen Landes Afrikas. Im Bundestaat Borno, in dem auch die Scharia als islamisches Recht gilt, sind die Christen mit 10 % in der Minderheit und doch fest im Glauben.

Auch wenn Christen oft Ziele der Boko Haram seien, haben bis heute deutlich mehr Muslime unter dem Terror der Islamisten gelitten. Flucht, Vertreibung und Sexuelle Gewalt als Kriegswaffe treffen eben auch die Mehrheitsbevölkerung, die in dieser bestimmten Region muslimisch geprägt sei.

Gerade das zweite Vatikanische Konzil habe dazu aufgerufen, Verbindungen und Freundschaften mit anderen Religionen zu suchen. Nur wer sich über den sogenannten „Dialog des Lebens“ einander näher komme, der könne Vorurteile und Bedenken gegenüber Andersgläubigen abbauen. Der Dialog des Lebens ist die praktische Auseinandersetzung, die die theologische Überhöhung auf eine theoretische Ebene verhindern soll.

Wir haben genug geredet, sagt auch Father John Bakeni, wir müssen die grundlegenden Bedürfnisse und Herausforderungen des Lebens gemeinsam bewältigen und uns dabei näher kommen.

Was heißt Frieden für mich? Was heißt Frau sein oder Mann sein im Islam und im Christentum? Wie gehe ich mit Gerechtigkeit um? Es gilt für alle: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst und folge der goldenen Regel. Dann wird Berührung ermöglicht, dann entsteht der Dialog des Lebens in der Nachbarschaft und im Umfeld eines jeden Menschen.

Diesen Eindruck bestätigen auch die Mitglieder*innen des interreligiösen Projektes „Dem Himmel nah“, welches seit 2016 im Dekanat Böblingen verschiedene Religionen an einen Tisch bringt. Auch hier helfe es, sich über die alltäglichen Herausforderungen und alltägliches Leben zu unterhalten, um ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln, berichtet Andreas Senn, der das Projekt 2016 auf dem „Flugfeld“ in Böblingen initiierte. Die Anwesenden des Projektes bestätigten eine Gemeinsamkeit, die sie alle vereine: Nur, wer selbst sicher in seinem persönlichen Glauben ist und sich als religiöser Mensch begreife, sei eben auch offen, sich für die Ansichten und Werte anderer Religionen zu öffnen.

Father John Bakeni sah in diesem Projekt eine herausragende Initiative, die überall da ein Beispiel geben müsse, wo sich Menschen  unterschiedlichster Religionen und Konfessionen begegnen. Religion sei etwas Kostbares, das es unabhängig der eigenen Bedürfnisse nach dem wahrhaften Glauben gemeinsam zu bewahren gelte.

Am 20. Und 21. Oktober 2021 findet eine internationale digitale Konferenz zum Dialog der Religionen statt. In über 30 Veranstaltungen wird das Thema ausschließlich digital in Impulsreferaten und Workshops für ein interessiertes Publikum behandelt. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.

Die Veranstaltung ist für Teilnehmende kostenfrei.

Um Anmeldung wird gebeten unter www.missio-hilft.de/dialogkonferenz